Autokolonnen, Parken in zweiter Reihe und riskante Wendemanöver gehören vor Schulen oft zum morgendlichen Alltag. Etwa jedes fünfte Kind wird einer ADAC-Umfrage zufolge morgens mit dem Auto vor der Schule abgesetzt. »Das mag aus Sicht der Eltern nachvollziehbar scheinen, aber es birgt durch dieses Chaos vor der Schule ein gewisses Sicherheitsrisiko«, sagt ADAC-Sprecher Andreas Hölzel.
Die sogenannten Elterntaxis sind seit Jahren ein umstrittenes Thema: Sie seien gefährlich, umweltschädlich, und nähmen Kindern ihre Selbstständigkeit, lautet oft die Kritik. Auch in diesem Jahr rufen mehrere Verbände dazu auf, auf Elterntaxis zu verzichten.
So heißt es etwa in einer gemeinsamen Mitteilung des Deutschen Kinderhilfswerks, des Verkehrsclubs Deutschland sowie des Verbands Bildung und Erziehung: den Schulweg zu Fuß, mit dem Rad oder Roller zurückzulegen, sorge für einen körperlichen Ausgleich der Kinder zum langen Sitzen in der Schule. Sie seien morgens wacher und konzentrierter und könnten dem Unterricht besser folgen. Zudem führten Elterntaxis täglich zu einem unübersichtlichen Verkehrschaos vor den Schulen, was schnell gefährlich werden könne.
Appell an die Eltern
»Das Gefahrenpotenzial hängt stark von den Gegebenheiten vor Ort ab«, sagt Heiner Sothmann von der Deutschen Verkehrswacht (DVW). »Die Ursache ist aber meistens ein Platzproblem, denn es wollen einfach viele Autos zur selben Zeit an einem Ort sein. Befindet sich die Schule nun an einer besonders engen Straße oder in einer Gegend mit hohem Verkehrsaufkommen, kommt es unweigerlich zu Konflikten.«
Hinzu käme der Zeitdruck, da der Nachwuchs pünktlich im Klassenzimmer sitzen muss und die Eltern gegebenenfalls selbst noch zur Arbeit müssen. »Angespannte Nerven, Ungeduld, Stress und Hektik führen aber leider oft zu Unachtsamkeit und aggressivem Verhalten«, sagt Sothmann.
Die Verkehrswacht und der ADAC appellieren daher an die Eltern , die eigenen Kinder früh an den Straßenverkehr heranzuführen und den Schulweg selbstständig absolvieren zu lassen. »Es ist ja auch im Sinne der Schüler, wenn sie frühzeitig selbstständige Teilnehmer am Straßenverkehr werden«, sagt Hölzel. »Je früher sie das lernen, desto sicherer bewegen sich Kinder und später auch als Erwachsene im Straßenverkehr.«
Nicht immer ist das Elterntaxi vermeidbar
Elternvertreter weisen jedoch darauf hin: Nicht überall sei es für Familien gleichermaßen leicht, auf das Elterntaxi zu verzichten. »Wir müssen dabei ganz klar trennen zwischen Stadt und Land«, sagt die Vorsitzende des Bundeselternrats , Christiane Gotte. In den Städten, wo der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) stark ausgebaut und die meisten Familien gut angebunden sind, sei die Schülerbeförderung meist kein Problem. »An dieser Stelle muss man die Eltern einfach noch mehr sensibilisieren im Sinne des Umweltschutzes und der vorhandenen Infrastruktur«, so Gotte.
In ländlichen Regionen sehe die Lage aber völlig anders aus. Die nächste Bushaltestelle sei nicht immer gut zu erreichen, der ÖPNV oft erst ab einer bestimmten Entfernung zwischen Schule und Zuhause kostenfrei.
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